In Deutsch Goritz wirken seit 1902 die Kalasantiner, eine Ordensgemeinschaft, die 1889 von P. Anton Maria Schwartz gegründet worden ist.
Geschichte der Kalasantiner-Kongregation
Die Kalasantiner wurden am 24. November 1889 in Wien vom Weltpriester Anton Maria Schwartz als Kongregation der frommen Arbeiter vom heiligen Joseph Calasanz von der Muttergottes (Congregatio pro operariis, abgekürzt Cop) gegründet.
Den Anruf Gottes, dieses Werk zu beginnen, vernahm er in Begegnungen mit Lehrlingen. Viele hatten nach kurzer Zeit in der Arbeitswelt den Kontakt zu Gott und zur Kirche verloren. Sie waren die Armen dieser Zeit, die sowohl sozial als auch religiös gefährdet waren. Für alles gibt es einen Orden, nur nicht für die Lehrlinge. Dieses Wort eines Lehrlings bewog ihn, die Gemeinschaft zu gründen.
Ähnlich war es im 16. Jahrhundert dem heiligen Josef Calasanz ergangen, der von der Not vieler Kinder in Rom so betroffen war, dass er sie nicht der Straße überließ, sondern die ersten unentgeltlichen Volks-Schulen und in der Folge den Schulorden der Piaristen gründete. Anton Schwartz war Novize bei den Piaristen, doch die politischen Umstände in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machten einen Verbleib in diesem Orden unmöglich (Kulturkampf in Österreich).
So führte ihn sein Weg ins Wiener Priesterseminar. Während dieser Zeit wuchs seine Liebe zur Muttergottes, sodass er den Namen Maria als zusätzlichen Vornamen wählte. Eine tatkräftige Hilfe bei der Ordensgründung wurde ihm durch die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul zuteil, in deren Niederlassung in Wien-Sechshaus er einige Jahre als Spiritual und Krankenhausssellsorger tätig war.
Als P. Anton Maria Schwartz die Kalasantiner gründete, übenahm er die Piaristenregel und adaptierte sie für die eigene Gemeinschaft. Als Hauptpatronin wählte er die Muttergottes. Den heiligen Joserf Calasanz verehrte er seit seinem Noviziat bei den Piaristen als geistlichen Vater und erwählte ihn neben Maria als zweiten Hauptpatron für unsere Gemeinschaft. Ebenso übernahm er von den Piaristen die Verehrung des heiligen Josef und der heiligen Joachim und Anna. Wegen der Verbundenheit mit den Barmherzigen Schwestern nahm er den heiligen Vinenz von Paul in die Reihe der Ordenspatrone auf und wegen der Unterstützung, die er durch die Jeuiten erfuhr, den heiligen Ignatius von Loyola.
Sein Wirken war darauf ausgerichtet, den Lehrlingen das Evangelium von Jesus Christus zu bringen (Seelensanierung, Lehrlingsoratorium), er half ihnen aber auch durch verschiedene soziale Werke (Lehrlingsheim, Lehrstellenvermittlung).
Sein großes Anliegen war die Erneuerung des Glaubens in Österreich und, damit verbunden, die geistliche Stärkung von Kirche und Gesellschaft. In allen Schwierigkeiten war sein Leitwort: Hoffen wir auf den Herrn! Gegen Ende seines Wirkens wurde er von Kardinal Piffl als Arbeiterapostel von Wien bezeichnet.
Nach dem Tod des Gründers entwickelten sich in unserer Ordensgemeinschaft weitere Formen des Wirkens, so zum Beispiel: Mitarbeit in der Katholischen Aktion (Christliche Arbeiterjugend, Katholische Arbeiterbewegung), Missionseinsätze in Industrieregionen, Übernahme von Pfarren in Arbeitergebieten und die Gründung eines Sozialen Seminars.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts traten neue ddringliche Anliegen in der Kirche auf. Die Grundnot dieser Zeit war ein massiver Glabuensabfall und die Entfremdung von der Kirche, die alle Schichten der Gesellschaft erfasste. Deshalb sprachen die Päpste von der Notwendigkeit der Evangelisierung bzw. der Neu-Evangelisierung. Unsere Ordensgemeinschaft stellte sich diesem Anruf der Kirche, den sie als Anruf des Heiligen Geistes und Weiterentwicklung des Ordenscharismas erkannte.
In den 1960er-Jahren begann die Zusammenarbeit mit dem Weltpriester Herbert Madinger, dem Leiter der Katholischen Glaubensinformation Wien (KGI). Diesem Zusammenwirken verdanken nicht nur sehr viele Mitbrüder ihre geistliche Berufung, es half auch entscheidend mit, dass unsere Ordensgemeinschaft eine neue Aufgabe und Sendung in dieser Zeit fand. So entstanden aus der Zusammenarbeit mit den Gruppen der KGI die Schwestern der Jüngersuche und der Seelsorgsbereich der Jüngersuche.
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Zeittafel:
1852: Anton Schwartz wird in Baden geboren
1869: Eintritt bei den Piaristen in Krems
1871: Eintritt ins Priesterseminar
1875: Priesterweihe, Kaplan in Marchegg
1879: Krankenhaussseelsorger in Wien
1882: Gründung eines Lehrlingsvereins
1886: Beginn der offiziellen Lehrlingssseelsorge
1887: Eröffnung des ersten Lehrlingsheimes
1888: Zeitschrift Christliches Handwerk (später Kalasantinerblätter - Ende 2014 eingestellt)
1889: Gründung der Kalasantiner-Kongregation. Mutterhaus in Wien
1897: 2. Niederlassung: St. Josef, Reinlgasse (Wien)
1902: 3. Niederlassung: Deutsch Goritz (Steiermark)
1903: 4. Niederlassung: Pompiliusheim in Breitensee (Wien) aufgelassen 1982
1907: 5. Niederlassung: Wolfsgraben (Niederösterreich)
1908: 6. Niederlassung: Stadlhof (Südtirol) aufgelassen 1923
1920: 7. Niederlassung: Budapest (Ungarn) aufgelassen 1950
1926: 8. Niederlassung: Blumau (Niederösterreich) - aufgelassen 2009
1929: P. Schwartz stirbt in Wien
1930: 9. Niederlassung: Wr. Neustadt (Niederösterreich) aufgelassen 1960
1931: 10. Niederlassung: Klagenfurt (Kärnten) aufgelassen 1960
1932: 11. Niederlassung: Salzburg aufgelassen 1934
1934: 12. Niederlassung: Krocehlavy (Tschechien) aufgelassen 1950
1945: 13. Niederlassung: Balatonederics (Ungarn) aufgelassen 1949
1951: 14. Niederlassung: Rom (Italien) aufgelassen 1960)
1969: Beginn der Seelsorge in der KGI (heute Jüngergemeinschaft)
1990: 15. Niederlassung: Schwarzau (Niederösterreich)
1993: 16. Niederlassung: Reindorf (Wien)
1998: P. Schwartz wird in Wien seliggesprochen
2003: 17. Niederlassung (Projekt): Nova Iguaçu (Brasilien) - beendet 2012
2014: 18. Niederlassung: Dompfarre Eisenstadt
2014: Einstellung der Ordenszeitschrift "Kalasantinerblätter"
2016: Übergabe der Pfarre Deutsch Goritz an die Diözese Graz-Seckau